Europäische Weihnacht: Was essen unsere Nachbarländer an Heiligabend?

Europäische Weihnacht: Was essen unsere Nachbarländer an Heiligabend?

Deutsche verspeisen an Heiligabend am liebsten die klassische Weihnachtsgans. Doch was kommt anderswo auf den Tisch? kollex blickt über den Tellerrand hinaus und präsentiert klassische Weihnachtsmenüs aus ganz Europa.

Buon Natale aus Italien!

Italienischer Panettone (Copyright: Rita E. on pixabay.com)

In keinem anderen Land spielt Essen solch eine wichtige Rolle wie in Italien. Die Landsleute widmen der Zubereitung und dem Genuss ihrer Speisen viel Zeit. An Heiligabend gibt es daher üblicherweise ein klassisches Mehr-Gänge-Menü. Dabei hat in Italien der katholische Glaube einen Einfluss auf das Weihnachtsessen: Streng genommen darf weder an Heiligabend, noch an Karfreitag Fleisch gegessen werden. Am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag wird dann wieder der Fleischeslust gefrönt. Bei dem „Pranzo di Natale“ – dem klassischen Weihnachtsessen am 24. Dezember – kommen also traditionell Antipasti, Fisch, Pizza und Pasta auf den Tisch. Dennis Rimonti betreibt das Via Monte Napoleone in Frankfurt am Main und kennt eine typische Speiseabfolge aus dem Süden des Landes. „Kalter Blumenkohlsalat als Vorspeise, dann kalter Seewolf mit Zitrone und Olivenöl, anschließend Spaghetti mit Venusmuscheln. Es folgt eine mit Anchovis und Oliven gefüllte Weihnachts-Calzone und dann kommt der Klassiker, der nicht fehlen darf: Panettone!“, erklärt der Neapolitaner. Der traditionelle Weihnachtskuchen besteht aus einem speziellen Sauerteig, Sultaninen und kandierten Früchten. „Gerne werden auch geräucherte Kastanien gegessen – die bringen Glück“, sagt Rimonti. 

Joyeux Noël aus Frankreich!

Französische krosse Ente (Copyright: Rita E. on pixabay.com)

Als ähnlich ambitioniert gilt in Europa die französische Küche. Das traditionelle Weihnachtsessen an Heiligabend heißt in Frankreich „Réveillon de Noël“. Vielerorts kommt mit Kastanien gefüllter Truthahn oder Kapaun mit Pflaumenfüllung auf den Tisch. Daneben sind Austern und Foie Gras – Gänsestopfleber – beliebte Speisen, die das reichhaltige Weihnachtsmahl abrunden. Ergün M. Uysal betreibt das Petit Bonheur in Hamburg und kennt vor allem die Pariser Essgewohnheiten zu Weihnachten: „Man startet erstmal mit einem Glas Champagner als Aperitif“, sagt der Gastronom. In puncto Essen unterscheide sich die französische Tradition gar nicht so stark von der deutschen: „Hierzulande ist es die Gans. In Frankreich kommt Canard – also krosse Ente – auf den Tisch und dazu trinkt man einen schönen Rotwein“, erklärt Uysal. Dazu werde ähnlich wie in Deutschland Rotkohl mit Johannisbeere, Aprikosen-Jus und Knödel mit Semmelbröseln serviert. „Als Dessert isst man Crêpes Suzette mit in Grand Marnier flambierten Orangenfilets und Vanilleeis“, erklärt Uysal. 

Wesołych Świąt aus Polen!

Polnische Rote-Bete-Suppe (oben) und Pierogi (unten) (Copyright: Cello5 / Seinfuchs on pixabay.com)

Bei unseren polnischen Nachbar:innen wird der Heilige Abend mit einem Zwölf-Gänge-Menü zelebriert. „Wigilia“ heißt die polnische Feier, die traditionell von Gebeten begleitet wird. Denn Polen ist streng katholisch und erwartet die Ankunft des Jesuskindes in einer Art Wache. Sie beginnt, sobald der Abendstern in der Dämmerung gesichtet wurde, um circa 18 Uhr und zieht sich bis zur traditionellen Mitternachtsmesse, der „Pasterka“. Die zwölf Gerichte der „Wigilia“ sind an die zwölf Monate des Jahres und die zwölf Apostel angelehnt und beinhalten ähnlich wie in Italien kein Fleisch. Feste Bestandteile sind die Rote-Bete-Suppe Barszcz mit Uszka (Ravioli), Pierogi (gefüllte Teigtaschen) mit Sauerkraut und Pilzen und ein Fischgericht. Rollmops, Matjes oder auch Karpfen sind beliebt. Letzterer Fisch wie auch die polnische Weihnachtspastete und das Challa-Brot sind übrigens aus der jüdischen Tradition entlehnt. Trockenobstkompott, gekochte Kartoffeln, Rotkohl und regional unterschiedliche Desserts runden das fromme polnische Weihnachtsmahl ab. 

Feliz Navidad aus Spanien!

Spanische Turróne (Copyright: Ulleo on pixabay.com)

In dem Land der Tapas startet man traditionell mit den kleinen Appettitanregern: Chorizo, Manchego-Käse, Oliven und dem landestypischen Serrano-Schinken, der übrigens auch gerne als ganze Keule verschenkt wird. In gleicher Weise gestaltet sich das darauffolgende Essen: Viele verschiedene „Platos“, also Gerichte, werden auf der üppigen Weihnachtstafel aufgetischt. Besonders im Süden der Iberischen Halbinsel dürfen an Weihnachten die „Mariscos“ – Meeresfrüchte – nicht fehlen: gebratene Garnelen, allerlei Muscheln, Krebse und Fischgerichte. Ebenfalls sehr beliebt ist „Cochinillo“ – Spanferkel. Den süßen Abschluss bilden „Turrónes“ – weißer Nougat mit Mandeln – und „Polvorónes“ – helle Plätzchen. Schon gewusst? Aufgrund der katholischen Tradition ist der 24. Dezember zwar ein Feiertag, doch das eigentliche Weihnachtsfest mit der Bescherung wird erst am Tag der Heiligen Drei Könige, am 6. Januar, groß gefeiert. Heiligabend hat also, genauso wie in Italien und Griechenland, eine eher untergeordnete Rolle. Am 6. Januar wird in Spanien der Roscón de Reyes (Dreikönigskuchen) feierlich verspeist. Dabei handelt es sich um einen Hefeteigring, in den traditionell eine Bohne und eine Königsfigur eingebacken werden. Wer das Figürchen findet, wird mit Papierkrone zu König oder König*in gekrönt. Wer aber auf die Bohne beißt, muss den Kuchen im nächsten Jahr bezahlen. 

καλά Χριστούγεννα aus Griechenland!

Grieschische Dorade (Copyright: Rita E. on pixaby.com)

In dem südosteuropäischen Land isst man zu Weihnachten am liebsten gekochten Chicorée, Endiviensalat oder Rote-Bete-Blätter sowie Krautsalat aus Spitzkohl. Ofen-Feta ist ebenfalls eine beliebte Beilage. Als Hauptspeise sind Garnelensuppe oder Dorade sehr gängig. Parthena Telidou, Betreiberin des griechischen Restaurants Diogenis in Köln, erinnert sich gut an das traditionelle Weihnachtsessen aus ihrer Kindheit in Nordgriechenland: „Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen und mein Großvater hat immer ein Schwein geschlachtet, aus dem ein Braten zubereitet wurde“, sagt die Gastronomin. Es gebe in Griechenland große regionale Unterschiede bezüglich des Weihnachtsessens, meint sie. Was jedoch alle Griech:innen zu Weihnachten lieben, sei das klassische Gebäck als Nachspeise: „Melomakarona sind Walnussküchlein mit Nelken und Zimt. Sie sind schön fluffig und duften nach Orangen- und Zitronenschale“, erklärt sie. Außerdem auf keiner griechischen Weihnachtstafel fehlen dürfen Kourabiedes – halbmondförmige Mürbeteilchen, die mit Mandeln gefüllt und mit Puderzucker umhüllt sind. 

 

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