Food-Start-ups Teil III: Alt trifft Jung im Café Heimelig

Food-Start-ups Teil III:
Alt trifft Jung im Café Heimelig 

Getreu dem Motto „Bei Omi schmeckt’s am besten“, werden im Café Heimelig in Frankfurt am Main alle Kuchen und Süßspeisen von Rentner:innen zubereitet. Dafür hat Betreiberin Tina Brückmann kürzlich den dritten Platz beim Frankfurter Gründerpreis gewonnen.

Copyright: Café Heimelig

Die Gründerin Tina Brückmann führt ein Mehrgenerationen-Café: „Das Team besteht aus Menschen im Alter zwischen 23 und 78 Jahren“, erklärt die 30 -Jährige. Angeworben hat Brückmann ihre Mitarbeiter:innen über eine klassische Annonce im Schaufenster während die Räumlichkeiten umgebaut wurden. „Denn so erreicht man diese Zielgruppe am besten“, weiß Brückmann.

Bewährte Backtradition meets Nachhaltigkeit

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In der an das Café angeschlossenen Backstube stehen sechs Rentner:innen: „Fünf Omis und sogar einen Opi haben wir im Team“, freut sich die Macherin. Die Senior:innen arbeiten auf 450-Euro-Minijob-Basis und bringen ihre eigenen, alt bewährten Rezepte mit. Daraus entstehen etwa Sahnetorte, Schokokuchen, Biskuit-Zitronen-Röllchen oder Aprikosen-Quark-Streusel – je nach Saison. 

„Aber auch vegane Backerzeugnisse dürfen bei uns nicht fehlen“, betont Brückmann. Vegane Kuchen und alte Backtradition gehen jedoch bekannterweise nicht unbedingt Hand in Hand. „Wir haben das große Glück, dass eine Omi aus dem Team vegane Enkel:innen hat und sich dadurch natürlich mit dem Thema auseinandergesetzt hat“, erklärt Brückmann. Alle vegane Kuchenkreationen seien eigentlich klassische Rezepte, die pflanzenbasiert abgeändert wurden, so etwa die vegane Donauwelle oder der pflanzliche Streuselkuchen. 

„Wer weiß es besser, als Omis und Opis, wie man am besten mit Ressourcen umgeht?

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Neben Saisonalität achtet das Team im Café Heimelig auch auf Nachhaltigkeit. Dies sei gerade in der Gastronomie, in Bezug auf Abfälle und Speisereste, ein wichtiges Thema, findet Brückmann. „Unsere Frühstücksangebote sind so konzipiert, dass der Gast sich das individuell zusammenstellen kann, damit so wenig Speisereste wie möglich anfallen“, erklärt die Café-Betreiberin. Zudem legt sie großen Wert auf die biologische Herkunft der Lebensmittel. „Ein Großteil der Produkte ist bio. Wenn wir es nicht schaffen, die Zutaten bio zu beziehen, dann arbeiten wir mit lokalen Partner:innen zusammen“, sagt Brückmann. Auch der moderne Ansatz der Nachhaltigkeit würde sich gut vereinen lassen mit dem alten Backhandwerk der Senior:innen: „Wer weiß es besser, als Omis und Opis, wie man am besten mit Ressourcen umgeht? Und das zieht sich natürlich durch unser gesamtes Konzept“, sagt Brückmann stolz. 

Gründung in der Krise

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Das Café Heimelig besteht seit etwas mehr als einem Jahr. „Wir haben im August 2020 eröffnet und dann sieben Monate Lockdown überlebt“, sagt die Betreiberin. Ursprünglich habe sie bereits im April 2020 öffnen wollen, das ganze habe sich aber aufgrund von Corona verzögert. „Um den ersten Lockdown konnte ich mich zum Glück noch ein bisschen herumwuseln, indem wir die Eröffnung einfach verschoben haben. Um den zweiten kamen wir natürlich nicht mehr herum“, erklärt Brückmann. Aber auch in puncto Finanzierung habe die Pandemie der jungen Gründerin einen Strich durch die Rechnung gemacht: „Ich hatte eine Immobilie, eine Idee, alles war durchgeplant und dann ist die Bank aufgrund der unsicheren Situation abgesprungen“, klagt sie. Doch aufgeben wollte Brückmann nicht: „Ich habe dann eine Crowdfunding-Aktion gestartet und es ist tatsächlich gelungen, dadurch das nötige Geld aufzutreiben – ganz ohne die Hilfe einer Bank“, sagt sie. 

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Als dann der zweite Lockdown kam, musste die Jungunternehmerin auf Takeaway umstellen. Dabei nahm sie das Frühstück fast gänzlich aus dem Angebot und konzentrierte sich auf Kaffee und Kuchen. Nur zu besonderen Anlässen, wie z.B. der Muttertag, habe sie Frühstücksboxen verkauft. „Eine große Herausforderung war und ist, dass ein Großteil meines Teams zur vulnerablen Gruppe gehört und somit besonders stark vom Virus gefährdet ist.“ Gelöst habe das Team es so, dass ausschließlich die Rentner:innen und die Betreiberin im Café gearbeitet haben. Den Verkauf habe Brückmann selbst übernommen, während die Damen und der Herr in der Backstube für Kuchennachschub gesorgt haben. „Wir haben den Lockdown ausschließlich mit Kaffee- und Kuchenangebot überlebt. Frühstück ging ja nicht“, erklärt Brückmann. 

„Durch meine Omi habe ich früh die Liebe zum Kuchenbacken entwickelt“

Die Betreiberin kommt als Quereinsteigerin aus der Medienbranche und hat zuvor in Agenturen sowie Marketingabteilungen gearbeitet. Auf die Idee, ein Mehrgenerationen-Café zu eröffnen, sei Brückmann durch ihre eigene Großmutter gekommen: „Durch meine Omi habe ich früh die Liebe zum Kuchenbacken entwickelt“, sagt Brückmann. So wird im Café Heimelig das traditionelle Backwerk von Omas und Opas angeboten. „Die Senior:innen können sich auch etwas zu ihrer Rente dazu verdienen und gleichzeitig in sozialen Kontakt miteinander und mit jungen Leuten treten“, freut sich die Macherin.

 

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