Gastro-Restart Teil II: Begeisterung auf der Berger Straße

Gastro-Restart Teil II:
Begeisterung auf der Berger Straße

Carsten Menges hat sich bewusst dagegen entschieden, sein Frankfurter Restaurant „WeissGold“, direkt am erstmöglichen Tag zu eröffnen. Er habe das Infektionsgeschehen noch weiter beobachten wollen. Uns hat er erzählt, wie der Restart in seinem Laden ablief.

Die Vorbereitung

WeissGold-Gründer Carsten Menges (Copyright: Katrin Börsch)

„Die offizielle Meldung, dass wir hier in Frankfurt die Außen-Gastro wieder öffnen können, kam an dem Freitag vor dem Pfingstmontag. Ich habe das nicht als zu kurzfristig empfunden, weil es ganz klar geregelt ist, bei welchen Werten Lockerungen in Kraft treten. Als ich Mitte April gesehen habe, dass beim Impfen der Turbo eingelegt wurde, habe ich schon langsam angefangen, die Terrasse neu zu machen. Für mich war es ab diesem Punkt nur noch eine Frage der Zeit, bis auch wir Gastronomen wieder eröffnen können. Man konnte sich darauf vorab schon ganz gut einstellen. Als die Öffnung dann feststand, mussten wir uns hier nur noch mit Essen und Getränken bestücken und dann konnte es losgehen. Natürlich war es für uns aber auch entspannter, dass wir nicht direkt an dem Pfingstmontag aufgemacht haben. Viele Kollegen, die an diesem Montag eröffnet hatten, waren im Endeffekt nicht so glücklich mit der Entscheidung. Sie waren zwar teils ausgebucht, dann kam aber doch kaum jemand, weil es nachmittags sehr stark geregnet hat.“

Das Soft-Opening

Terrasse des WeissGold (Copyright: WeissGold)

„Bei uns haben verschiedenen Faktoren dazu geführt, dass wir erst am Donnerstag nach dem Pfingstmontag eröffnet haben. Zum Einen war das Risiko zu hoch, dass die Inzidenz wieder über 100 klettert und wir nach drei oder vier Tagen wieder hätten zumachen müssen. So ein Restaurant wieder hochzufahren, ist mit einer Neueröffnung zu vergleichen: Wir mussten alles neu einkaufen, angefangen bei den Softgetränken und dem Fassbier – das musste alles ausgetauscht werden – bis hin zum Essen natürlich. Ich habe also erstmal abgewartet, ob es bei der Inzidenz gewisse Schwankungen nach oben gibt. Das war zum Glück nicht so. Die Inzidenz ging konstant nach unten. 

Die Poke Bowl mit Hähnchenbrustfilet im WeissGold (Copyright: WeissGold)

Zum Anderen war das Wetter hier in Frankfurt in den ersten Tagen der Öffnung hundsmiserabel. Nicht nur, dass es geregnet hat, es war auch eisig kalt. Das Wetter hat kaum Leute nach draußen gelockt. Wir haben beschlossen, abzuwarten und an dem Donnerstag mit einem Soft-Opening gestartet. Die Wetterlage sollte ja zum Wochenende hin besser und wärmer werden und so kam das auch. Donnerstag war es noch relativ frisch, deshalb haben wir unsere Heizpilze angeschaltet. Dafür dass es ja ein Soft-Opening war, wo noch nicht alle Gerichte verfügbar waren, war das schon ein guter Start. Freitag, Samstag und Sonntag waren wir komplett ausgebucht und hatten super Umsätze.“

Das Thema Tests

„Wir hier im WeissGold freuen uns darüber, dass unsere Gäste so diszipliniert sind: Die meisten bringen einen negativen Testnachweis mit und wenn sie ihn nicht haben, gehen sie in ein Testcenter. Von diesen Zentren gibt es viele, die sind gut in der Stadt verteilt. Ich habe allerdings auch von einem Kunden gehört, dass sie wochenends tagsüber sehr voll gewesen sein sollen, weil alle in die Gastro wollten. Ich höre aber leider auch, dass es Gastronomen gibt, die gar nicht nach Testergebnissen fragen, was für diejenigen, die alles ehrlich und korrekt machen, nicht so schön ist.

Dass sich die Gäste registrieren müssen und wir Gastronomen deren Test-, Impf- oder Genesenennachweise überprüfen, ist für mich kein großer Mehraufwand. Wenn wir hier im WeissGold auch selbst Tests anbieten würden, so wie viele andere Kollegen das tun, dann wäre das schon aufwändiger. Da es hier so viele Testzentren in der Umgebung gibt, haben wir damit aber gar nicht erst angefangen.“

Die Vorfeude auf die Saison

Christian Dressler im Innenbereich (Copyright: WeissGold)

„Letztendlich ist für alle Beteiligten die Erleichterung über die Gastro-Öffnung riesengroß. Mir und den Mitarbeitern hat das normale Tagesgeschäft sehr gefehlt. Es ist auch für die Aushilfen toll, denn sie haben kein Kurzarbeitergeld erhalten. Viele von ihnen wollen sich ja neben ihrem normalen Job noch etwas in der Gastro dazu verdienen. Das können sie jetzt wieder tun. Bei uns sind auch glücklicherweise alle Mitarbeiter an Bord geblieben. Viele Gastronomen beklagen ja, dass sich die Mitarbeiter in der Zeit der Schließung umorientiert haben, teils die Branche gewechselt haben. Ich kenne viele, die händeringend Personal suchen. 

Für uns Gastronomen ist es eigentlich gar nicht mal so schlecht, dass es jetzt erst losgegangen ist, denn das Wetter im April und Mai war, gelinde gesagt, unterirdisch. Wäre es da warm gewesen und wir hätten trotzdem wegen des Infektionsgeschehens nicht aufmachen können, wären die Leute wahrscheinlich durchgedreht. Toll ist auch, dass bald die Fußball-Europameisterschaft losgeht. Die wird live bei uns übertragen und das Wetter soll weiterhin so bleiben. Ich glaube, wir werden alle zusammen viel Spaß haben.“

WeissGold-Betreiber Christian Dressler und Carsten Menges (Copyright: Katrin Börsch)

Carsten Menges eröffnete 2019 gemeinsam mit Christian Dressler das WeissGold auf der Berger Straße in Frankfurt am Main. Im September 2020 hat Menges es als alleiniger Betreiber übernommen. Zuvor war er für einen Pay TV Anbieter tätig, dessen Gastro-Vertrieb er mit aufbaute und deren Hotellerie in Deutschland er später betreute. Nachdem er viel herumgereist war, beschloss er, sich mit Dressler zusammenzutun und das WeissGold zu eröffnen – ein LGBTQ+ friendly Konzept, das ein Mix aus Weinbar und Tapas-Restaurant mit internationalen Speisen ist.

 
 

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