Gründung in der Krise Teil V: Die kreativen Käse-Connaisseurs
Gründung in der Krise Teil V:
Die kreativen Käse-Connaisseurs
„Om Nom Nom“ ist Ausdruck des Genusses und gleichzeitig ein Deli im Münchener Stadtteil Sendling. Das Betreiber:innen-Paar hat den Laden kurz nach dem ersten Lockdown eröffnet und will nun noch eine vegane Käsemanufaktur errichten.
Marlen Ventker und Daniel Tesic haben am 9. Juli 2020 das Om Nom Nom in München eröffnet. Eigentlich wollten sie die Türen ihres veganen Delis schon viel früher öffnen. Doch die Pandemie ist dem Gründer:innen-Duo in die Quere gekommen. „Die Anfangszeit war ziemlich schwer, weil sich die Eröffnung durch den Lockdown arg verschoben hat. Den Laden hatten wir ja bereits seit Februar. Wir hatten richtig viel Druck und Angst“, beklagt Ventker. Aber aufgeben sei keine Option gewesen: „Unser Credo in der Krise lautet: aus allem, was kommt, etwas Positives machen!“, sagt sie zuversichtlich.
Lockdown legte Eröffnung lahm
Vieles habe sich durch den ersten Lockdown verzögert, erinnert sich die Betreiberin: „Vor allem behördliche und organisatorische Dinge waren durch den plötzlichen Ausnahmezustand lahmgelegt. Es hat zum Beispiel drei Monate gedauert, bis wir ein Geschäftskonto eröffnen konnten oder unseren Gewerbeschein bekamen, den wir brauchten, um Materialien für den Umbau im Baumarkt einzukaufen“. Doch letztendlich hat das Paar es geschafft und seinen veganen Feinkostladen mit angeschlossenem Café eröffnet.
Dabei war das so gar nicht geplant: Ursprünglich wollten Ventker und Tesic einen kleinen Stand auf dem Münchener Viktualienmarkt übernehmen. Nach ihrer Bewerbung kam jedoch eine Absage. „Irgendwie hat sich dann aber doch alles gefügt, weil wir daraufhin super schnell die jetzige Location gefunden haben“, freut sich Ventker. Mit ins Geschäft eingestiegen ist dann auch Matthias Niedzwetzki, ein Verwandter von Ventker, der im Hintergrund beratend tätig ist.
Staatliche Unterstützung haben Ventker, Tesic und Niedzwetzki in Form von November- und Dezemberhilfen erhalten. „Das hat uns sehr geholfen, durch die Winterzeit mit wenig Laufkundschaft zu kommen“, betont Ventker.
Von der Metzgerei zum veganen Deli
Das Om Nom Nom befindet sich in einer ehemaligen Metzgerei. Das haben die Macher:innen erst beim Umbau herausgefunden, als sie Wandfliesen freigelegt haben. Auf Nachfrage beim Vermieter stellte sich die Vorgeschichte der Räumlichkeiten heraus. „Ich mag diese Geschichte, weil sie auch den Wandel der Essgewohnheiten von fleischig zu pflanzlich bei immer mehr Menschen symbolisiert“, findet Ventker. Die Fliesen haben die Gastronom:innen kurzerhand an der Wand gelassen und ins Interieur integriert. Das Herzstück im Om Nom Nom ist jedoch die Käsetheke, denn hier dreht sich neben Feinkost sehr viel um den veganen Käselaib.
Woraus besteht veganer Käse eigentlich? „Wir verkaufen hauptsächlich Nusskäse. Das meiste besteht aus Cashewkernen. Daraus kann man ganz tolle Camembert-ähnliche Weichkäse herstellen“, weiß Ventker. Außerdem beziehen sie pflanzlichen Käse von einer Manufaktur, die Lupinen, also Blumen, verwendet. Ein weiterer Käse im Om Nom Nom basiert auf Kichererbsenmehl und Kokosöl. Ansonsten gibt es Kuchen und eine kleine Karte mit Salaten, Sandwiches oder auch warmen Speisen wie Mac and Cheese – Makkaroni mit alternativer Käsesoße. Abgerundet wird das Angebot durch ein Feinkostregal, in dem Kund:innen vieles rund ums vegane Kochen wie etwa Schwefelsalz oder flüssiges Raucharoma finden.
Veganer Käse aus dem Kunst-Container
Zurzeit setzen die Gastronom:innen auf Take Away und Auslieferungen über eine bekannte Plattform. Sie freuen sich bereits auf die Zeit, wenn sie wieder Gäste in ihrem Café bewirten können. Während des andauernden Lockdowns beschäftigen sich die umtriebigen Betreiber:innen mit ihrem neuesten Projekt – der Gründung einer eigenen Käsemanufaktur. Ihr Standort sei unweit vom Deli, im Bahnwärter Thiel – einem alternativen Areal, auf dem sich junge Künstler:innen in Containern angesiedelt haben. In der kreativen Umgebung werden Ventker und Tesic im zwölf Quadratmeter kleinen Container veganen Käse fabrizieren. „Es war schon länger unser Traum, selbst zu produzieren“, freut sich Ventker.
In Planung seien verschiedene Käsesorten, vor allem Weichkäse-Alternativen wie pflanzlicher Frischkäse, Mozzarella und Feta. „Wir möchten uns auch unbedingt an veganem Camembert probieren“, sagt die Gastronomin. „Cashewkerne werden definitiv auch zum Einsatz kommen“, verrät sie. Bei dem Käse aus Cashews achten die Macher:innen darauf, dass er ausschließlich aus biologischen Nüssen, die nachhaltig und unter fairen Arbeitsbedingungen angebaut werden, besteht. Bei der Produktion möchten die angehenden Käseezeuger:innen außerdem einen bayerischen Touch, anhand von heimischen Kräutern und anderen Zutaten, einfließen lassen.