Kuschelige Cafés Teil V: Mode meets Kulinarik im Café Mokka

Kuschelige Cafés Teil V: Mode meets Kulinarik im Café Mokka

Zwischen Stoffballen, Schnittmustern und Kleiderpuppen serviert Hilde Polz feine mediterrane Küche und eigens komponierte Drinks. Denn mit dem Mokka betreibt die Kreative ein Café, das Bistro und Modeatelier zugleich ist - Mode, Kunst & Kaffee.

Hilde Polz ist seit 37 Jahren selbstständige Modedesignerin. Sie wuchs auf einem Bauernhof auf, machte ihr Abitur und studierte Architektur. „Ich habe dann aber gemerkt, dass mir das zu unkreativ war“, erinnert sich die 62-Jährige. Also absolvierte sie eine Ausbildung für Schnittkonstruktion und begann mit 23 Jahren ihre freiberufliche Laufbahn. Bis vor vier Jahren betrieb sie ihren Showroom in der Münchner Innenstadt als reines Modegeschäft. „Doch dann habe ich eine Veränderung gebraucht“, sagt Polz. Zuvor habe sie bereits regelmäßig Büffets für ihre Kundinnen ausgerichtet. Die feine Essensauswahl sei ausgesprochen gut angekommen. „Dann habe ich beschlossen, ein Café in meinen Showroom zu integrieren“, sagt Polz. 

Das Café Mokka (Copyright: Cafè Mokka )

„Ruhig, romantisch und trotzdem mitten in der Stadt“

Sie holte also Gastro-Linzenzen ein und ließ ihre Räumlichkeiten ein ganzes Jahr lang aufwendig umbauen. Neue bodentiefe Fenster wurden eingebaut, aus dem vorherigen Büro wurde eine Küche, der Teppichboden musste Parkett weichen und eine kleine Terrasse mit zehn Außenplätzen vor dem Laden entstand. „Ruhig, romantisch und trotzdem mitten in der Stadt“ – so beschreibt Polz den Standort ihres Café Mokka. Ihre Mode finden Gäste nunmehr am Ende des Raums. Darüber hat Polz eine Zwischendecke einbauen lassen, auf der bis zu 200 Stoffballen gelagert werden. Im vorderen Bereich befinden sich vier Tische und eine Bank mit etwa zehn Sitzplätzen und einem kleinen Tresen.  

Kleider treffen auf Kaffee

Ausschlaggebend für die Umgestaltung war noch ein weiterer Grund: Polz entwirft hochpreisige, festliche Mode und habe festgestellt, dass sich viele Interessierte nicht in den Showroom hineingetraut haben. Diese Barriere habe sich durch das Café abgebaut. „Wenn Gäste ein paar Mal da waren und wir ein bisschen geratscht haben, dann schauen sie sich auch die Kleider an und kaufen vielleicht sogar etwas“, weiß die Designerin. Ihren Laden betreibt sie mit einem festen Koch und einer Servicekraft, die hier und da einspringt. Mittwochs bis freitags öffnet sie die Gastronomie. An den anderen Werktagen arbeitet Polz an ihrer Mode.

Zwetschgentarte (Copyright: Cafè Mokka)

Gute Produkte dank Vitamin B

Caribian Rhapsody mit Gin, Bergamotte und Cremant und Hibiskusblüte (Copyright: Cafè Mokka)

Ihre Produkte bezieht sie fast ausschließlich von kleinen, regionalen Erzeuger:innen, die sie persönlich kennt. Kuchen bestellt sie bei ihrer Nachbarin zwei Häuser weiter, der Torten-Johanna, einer Pâtisserie-Meisterin. Der Kaffee im Mokka kommt aus Guatemala über eine in Deutschland lebende Bekannte von Polz, deren Eltern eine Kaffeeplantage in Südamerika betreiben. Ihre Säfte aus Johannisbeere, Apfel, Birne und Quitte bezieht sie von einem Bauernhof bei Augsburg. Von einer befreundeten Winzerin aus dem Breisgau kommen ihre Weine und Brände. Ganze zehn verschiedene Gin-Sorten stammen von einer bayerischen Destillerie. Daraus kreiert Polz ihre eigenen Cocktails, wie etwa „Don Quijote“ aus Quittensaft, Patxaran (Anis-Schlehen-Likör), Tonic und Zitrone. „König Ludwig“ besteht aus Gin, bayerischem Rum, Vogelbeerbrand, Tonic. Zur Krönung fügt Polz etwas Blattgold hinzu und fertig ist der royale Drink. „Ich mache meine Drinks und mein Essen genauso wie ich auch meine Mode gemacht habe in all den Jahren – nach eigenem Gusto!“, sagt Polz. 

Gutes von der Iberischen Halbinsel

Für das Speisenangebot denkt sich Polz gemeinsam mit ihrem Koch jede Woche neue Gerichte für die wechselnde Karte aus. Auf einer kleinen festen Karte stehen etwa Pasta mit Lachs oder Trüffel, Ochsenbäckchen oder Spinatknödel. Ansonsten gibt es einiges aus dem spanischen und lateinamerikanischen Raum, denn die Betreiberin ist viel durch Südamerika gereist und hat eine hohe Affinität zur spanischen Sprache und zur hispanischen Kulinarik. Gäste kommen daher in den Genuss von spanischen Delikatessen wie Pata Negra – iberischem Schinken –, Chorizo – Paprikasalami –, oder Mojama – Thunfischschinken. 

Handwerk hinterm Herd und an der Nähmaschine

Die Besitzerin Hilde Polz (r.) und Mitarbeiterin Theresa (l.) (Copyright: Cafè Mokka)

Darüber hinaus kommt im Café Mokka vieles aus dem Meer auf den Teller: hausgebeizter Lachs mit Avocado, Sardellen mit Butterbohnen, Stabmuscheln mit Edamame, Ceviche vom Schwertfisch mit Süßkartoffeln, Thunfisch-Carpaccio und Lachs-Tatar. Vegetarier:innen kommen bei Polz mit Hummus aus Rote Bete und Belugalinsen oder Kimchi aus Jalapeños und Salzzitrone auf ihre Kosten. Alle fünf Wochen fährt Polz raus aufs Land, auf den Bauernhof ihres Bruders. Dort zapft sie Milch ab, gibt Lab hinzu und produziert ihre eigenen Käselaiber. Daraus entsteht Bauernschnittkäse mit Kräutern, den sie im Café Mokka zum Wein serviert. Zurzeit laufe das Café besser, als ihr Modegeschäft: „Meine Kreativität lasse ich in beide Geschäftszweige einfließen. Ich kann mir das eine ohne das andere gar nicht mehr vorstellen“, sagt Polz.

 

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