Unterstützung für die Ukraine: So helfen Gastronom:innen
Unterstützung für die Ukraine: So helfen Gastronom:innen
Im Landkreis Ravensburg haben sich Gastronom:innen im DEHOGA-Verband organisiert, um den Menschen in der Ukraine zu helfen. Dabei werden sie kreativ: von Aktionsgerichten für Spendenerlöse bis hin zur Versorgung der Flüchtenden an der Grenze.
Seit zwei Monaten herrscht Krieg in der Ukraine. Die Solidarität für die ukrainische Gesellschaft ist hierzulande groß. Viele Unternehmen unterstützen die Menschen vor Ort mit finanziellen Spenden und mit Sachspenden. Auch die Gastronomie möchte ihren Beitrag leisten, aber wie? Im Landkreis Ravensburg in Baden-Württemberg etwa organisiert sich das Gastgewerbe, um zu helfen.
DEHOGA Kreisvorsitzender Max Haller: „Alle tun, was sie können“
Dabei wird man durchaus kreativ: Geflüchtete kommen in Hotelzimmern unter, Gastronom:innen setzen ukrainische Aktionsgerichte auf ihre Speisekarten und spenden zehn Prozent der Einnahmen, andere geben von jedem verkauften Kaffee einen Euro ab. Ein Hotel bietet seinen Gästen die Option, die Zimmer nur alle Zwei Tage statt täglich reinigen zu lassen. Die Ersparnis wird gespendet. Ein weiterer Betrieb gibt den kompletten Erlös eines Desserts an eine Hilfsorganisation weiter. „Alle tun, was sie können“, sagt Max Haller. Er betreibt im historischen Schloss Waldburg eine Eventlocation und ein Museum und ist DEHOGA-Kreisvorsitzender des Landeskreises. „In den ersten Kriegswochen haben Betriebe teilweise fünfstellige Geldspenden an Hilfsorganisationen in der Ukraine geschickt“, sagt Haller. Das sei für das Gastgewerbe nach den Lockdowns und Einschränkungen der vergangenen zwei Pandemiejahre keine Leichtigkeit. Doch das Engagement sei groß, betont Haller.
Perspektiven für ukrainische Gastro-Lehrlinge
Die unterstützenden Betriebe im Landkreis Ravensburg arbeiten mit der Hilfsorganisation H.O.P.E. we help children e. V. zusammen. Der Vorsitzende Wolfgang Ponto hat Kontakt zu einer Gastronomieschule in Lviv (Lemberg). Dort fließen die Spenden hin und werden weiter verteilt, je nach dem, wo etwas benötigt wird. Der Ausbruch des Krieges habe DEHOGA-Vorsitzenden Haller völlig überrascht: „Damit hätten wir nicht gerechnet“. Einige Wochen vor dem russischen Angriff auf die Ukraine habe Haller die Idee entwickelt, mit der Hilfsorganisation und der Gastronomieschule zu kollaborieren: „Ich wollte ukrainischen Gastro-Lehrlingen Praktikumsstellen in Ravensburger Betrieben anbieten – mit der anschließenden Möglichkeit auf Übernahme“, erklärt Haller. So habe er den Angeworbenen Perspektiven in Deutschland bieten und dem hiesigen Personalmangel in der Gastronomie entgegenwirken wollen.
„Es geht darum, Spendengelder ins Kinderkrankenhaus zu stecken“
In der Ukraine besteht nicht wie hier, ein duales Ausbildungssystem. Dort lernen Fachkräfte für Küche, Service und Hotellerie ihr Handwerk an Schulen, in Verbindung mit Praktikumsstellen. Doch nun, da Krieg herrscht, habe sich die Situation verändert. „Die Gastronomieschule hat ihren Betrieb eingestellt. Vor Ort geht es aktuell darum, Spendengelder zum Beispiel ins Kinderkrankenhaus in Lviv zu stecken“ erklärt Haller. Mit insgesamt 210 Mitgliedsbetrieben habe der DEHOGA im Landkreis Ravensburg eine hohe Dichte an Beteiligten aus dem Gastgewerbe. „Bei den Aktionen machen aber auch Betriebe mit, die nicht im DEHOGA organisiert sind“, weiß Haller.
Gastronom:innen engagieren sich
Das Engagement sei groß: „Einige Gastronom:innen sind an die slowakische Grenze zur Ukraine gefahren und haben 5.000 Essen an die Menschen am Bahnhof von Bratislava verteilt“, sagt der Gastronom. Ponto, der Vorsitzende der Hilfsorganisation H.O.P.E. we help children e. V., sei darüber hinaus mit gecharterten Bussen an die Grenze gefahren und habe Geflüchteten die Möglichkeit geboten, mit nach Deutschland zu fahren. „Er hat die Leute nach Wangen gebracht und Unterkünfte für sie gesucht“, erklärt Haller. Sie seien in einem kirchlichen Jugendheim untergebracht worden. Über eine Facebook-Gruppe habe Haller dann Ausstattung von Spielzeug über Kinderwagen bis hin zu Klamotten für die meist alleinreisenden Frauen mit Kindern gesammelt.