„Wir geben nicht auf“ - Ein Interview mit dem GFGH Linnepe

“Wir geben nicht auf”

Eine Krise kennt keine Gewinner. Die Corona-Pandemie lässt uns alle die Fragilität von Wohlstand und Freiheit spüren. Neben Tourismusbranche, Gastronomiebetrieben und Veranstalter, sind auch diejenigen betroffen, die diese Branchen beliefern.

Anzeige

Der Getränkefachhandel Linnepe aus Lüdenscheid ist ein Paradebeispiel dafür, wie schnell sich das Blatt wenden kann. Durch die Schließung der Gastronomiebetriebe und die zahlreichen Absagen von Veranstaltungen erlitt Linnepe einen Umsatzeinbruch von satten 95 Prozent. Das Tagesgeschäft, das normalerweise von Auslieferungstouren dominiert wird, war dabei vorübergehend komplett zusammengebrochen. Nur noch Krankenhäuser und Altersheime wurden weiterhin mit Getränken vom Handel beliefert.

7Q0A6205.jpg

Doch anstatt Trübsal zu blasen, zeigte sich Philip Linnepe, verantwortlich für den Vertrieb und Einkauf im familiengeführten Betrieb, kämpferisch und erfinderisch zugleich. Linnepe blickte in die Zukunft und nutzte die Zwangspause, um das schon lang geplante Privatkundengeschäft aufzubauen. Dabei vertreibt er sein Sortiment über eine Online-Plattform auch direkt an Endverbraucher. Das Ziel dieser Maßnahme: Die immensen Umsatzeinbußen vorübergehend abzufedern.

Doch aller Anfang ist schwer. Denn wie heißt es so schön, zum Erfolg gibt es keinen Lift, man muss die Treppe benutzen. Und die erste Treppenstufe verlangte von Linnepe erst einmal Geld in die Hand zu nehmen, um in diese neuen Maßnahmen zu investieren. Sein anvisiertes Ziel dabei ist es, die Lüdenscheider von dem Mehrwert seines Getränkelieferservice zu überzeugen. Weitere Bausteine seines Konzeptes sind: konkurrenzfähige Preise und günstige Lieferpauschalen. Linnepe erklärt in diesem Zusammenhang: „Mit Marketingmaßnahmen geht man in extreme Vorleistungen, bevor etwas dabei herumkommt. Aber sie sind enorm wichtig und haben bereits dazu geführt, dass wir 50 Privathaushalte akquirieren konnten. Langfristig soll der Kundenstamm auf über 200 Privathaushalte ansteigen.“

Wir hielten den Kontakt zu unseren B2B-Kunden auch während der Krise aufrecht.

Aber auch seine B2B-Kunden wollte Linnepe nicht aus den Augen verlieren und betont weiter: „Wir wollten unseren Bestandskunden in dieser schweren Zeit so gut wie möglich beiseite stehen – auch wenn es nur ein Anruf pro Woche war. Wir wollten ihnen helfen, bei einer Wiedereröffnung unter Auflagen, so gut wie möglich vorbereitet zu sein“

Da er wusste, dass in der Gastronomie- und Veranstaltungsbranche die Kunden- und Mitarbeitersicherheit zukünftig im Fokus steht, bot der Experte seinen Kunden vermehrt Hygiene- und Desinfektionsmittel aus seinem bestehenden Sortiment an. „Meine Kunden investierten bereits vorzeitig, um mögliche Engpässe zu vermeiden“, resümiert Linnepe positiv.

Philip Linnepe

Philip Linnepe

Mittlerweile hat die Gastronomie zwar den Betrieb wieder aufgenommen, jedoch bemerkt Linnepe, dass aufgrund der Vorschriften und der Angst bei vielen Bürgern die Auslastung in den Betrieben fehle und aus diesem Grund auch der Getränkefachhandel weiterhin zu kämpfen hat.

Als Fachmann kennt er die zahlreichen Probleme seiner Branche und er weiß genau, dass jeder Händler unter anderen Voraussetzungen operiert. Nichtsdestotrotz will er seinen Kollegen Mut machen und rät den Betrieben einen langen Atem zu bewahren, die verfügbaren Soforthilfen zu beanspruchen und für die Mitarbeiter Kurzarbeit anzumelden. „In Zeiten wie diesen, ist es wichtig andere Wege zur Umsatzsteigerung zu suchen und offen für zukunftsorientierte Investitionen zu sein,“ unterstreicht Linnepe. So hält er beispielsweise eine Investition in gebrauchte Kühlhänger als Wertanlage für sinnvoll. Er erhofft sich die wieder steigende Nachfrage nach der Corona-Krise zu bedienen und den Markt dadurch maßgeblich mitzugestalten.

Sein Fazit zur Krise: „Man darf die Hoffnung und den Mut nicht verlieren. Irgendwann wird es auch wieder eine Zeit nach Corona geben.“