Nachhaltig verpackt und gut geliefert

Nachhaltig verpackt und gut geliefert

Dan Burton/Unsplash

Dan Burton/Unsplash

Plastikbesteck, Styroporbox und Aluschale adé – heute verpacken umweltbewusste Gastronom*innen ihre Speisen in kompostierbare, schadstofffreie und sogar essbare Materialien.

Gerade in Pandemie-Zeiten erfreuen sich Liefer- und Mitnahmegeschäfte großer Beliebtheit. Menschen möchten auf die Pizza vom Lieblingsitaliener oder das Curry vom Inder um die Ecke nicht verzichten. Aus Gründen des Social Distancing tendieren viele eher dazu, sich Speisen liefern zu lassen oder sie abzuholen, als sich in ein Restaurant zu setzen. Nachhaltig verpackt lässt sich das georderte Essen auch guten Gewissens genießen. 

Am Ende landen die Verpackungen im Müll. Das ist gerade bei herkömmlichem Plastik ein großes Problem: Um dem massiven Plastikmüllproblem entgegenzuwirken, hat das Europäische Parlament im März 2019 ein Verkaufsverbot von Einweg-Kunststoffartikeln beschlossen. Betroffen sind unter anderem Plastikbesteck, -teller und -strohhalme sowie Produkte aus sogenannten oxo-abbaubaren Materialien wie Beutel oder Verpackungen und Fast-Food-Behälter aus expandiertem Polystyrol. Ab 2021 ist das Verbot wirksam. Das bedeutet für viele Gastronom*innen, dass sie in puncto Verpackungsmaterialien umdenken müssen. Doch welche Alternativen gibt es zu dem zugegebenermaßen praktischen Plastik und was macht Verpackungen umweltfreundlich und nachhaltig?

Gut für Körper und Umwelt?

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Anders als bei der Zero-Waste-Bewegung, die versucht, Müll gar nicht erst zu erzeugen, liegt der Fokus in diesem Zusammenhang auf der umweltverträglichen Herstellung und Entsorgung von Materialien. Grundsätzlich fallen kompostierbare Bio-Verpackungen aus nachwachsenden Rohstoffen unter das Label „Nachhaltig“. Laut EU-Norm gilt ein Produkt als biologisch abbaubar, wenn es sich innerhalb eines bestimmten Zeitraums und unter bestimmten Umweltbedingungen (Temperatur, Luftfeuchtigkeit etc.), durch das Zutun von Mikroorganismen oder Pilzen, bis zu 90 Prozent in Wasser, CO² und Biomasse zersetzen kann. Nachhaltige Verpackungen sind zudem frei von Erdöl und Schadstoffen. Verpackungen, die diese Voraussetzungen mitbringen, bestehen etwa aus Bambus, Zuckerrohr, Palmblatt, Mais oder Holz. Wichtig ist hierbei immer, dass die Rohstoffe auch aus nachhaltigem Anbau stammen sollten. 

Ein weiterer Aspekt ist die Gesundheit. Verbraucherzentralen raten etwa dringend von Bambusbechern als Mehrwegbecher ab. Oftmals würden Anbieter von Bambusgeschirr verschweigen, dass neben Bambus auch gesundheitsschädigende Kunststoffe wie Melaminharz, Harnstoff-Formaldehydharze oder Polylactate enthalten sind. Diese könnten gerade bei hohen Temperaturen in das enthaltene Lebensmittel übergehen. Was zwar gut für die Umwelt sein kann, muss also nicht in jedem Fall auch gut für die eigene Gesundheit sein. 


Recycling lautet das Zauberwort

Füllett: essbares-Geschirr, bio-vegan gebacken by Füllett

Füllett: essbares-Geschirr, bio-vegan gebacken by Füllett

Ein oft gesehener und seit langer Zeit kursierender Verpackungsklassiker dürfte Kraftkarton sein. Er ist zum Beispiel in Form von Pizzaboxen aus braunem, widerstandsfähigem Karton in Umlauf. Wie auch bei Papier ist der zugrunde liegende Rohstoff in diesem Falle Holz. Damit das Prinzip der Nachhaltigkeit bewahrt wird, sollte das Material einen hohen Recycling-Anteil von mindestens 85 Prozent enthalten. Auf dem Markt erhältlich sind Schalen, Becher und Boxen aus dem braunen Material.

Eine etwas andere und mindestens ebenso nachhaltige Wiederverwertung ist mit essbarem Geschirr möglich. Unter der Marke Füllett gibt es undurchlässige Cups, die aus Weizen, Roggen, Rapsöl, Wasser und Salz gebacken werden und somit essbar sind. Durch ein spezielles Backverfahren weisen die Schüsseln eine hohe Feuchtigkeitsbeständigkeit auf und eignen sich sogar für das Transportieren von heißen Suppen. Je nach Feuchtigkeit der Füllung halten sich die Fülletts weit über zwölf Stunden im Kühlschrank, versprechen die Hersteller. 

Es ist nicht alles Gold, was glänzt

Auf der Basis von Mais wird der Stoff PLA erzeugt. Die Abkürzung steht für Polyactid; umgangssprachlich bezeichnet als Polymilchsäuren. Der Bio-Kunststoff besteht aus Maisstärke und Milchsäure und steckt in Plastiktüten, Trinkbechern, Besteck und Strohhalmen. PLA ist allerdings nicht hitzebeständig und gibt bei etwa 60 bis 80 Grad Celsius heißem Inhalt nach. Problematisch bei der Herstellung ist, dass etwa der Rohstoff Mais oftmals nicht aus nachhaltigem Anbau stammt. Ein weiterer Nachteil ist die Tatsache, dass PLA nur bedingt in industriellen Kompostierungsanlagen zersetzt werden kann, daher nicht in die Bio-Tonne gehört und auf keinen Fall in den Hauskompost. Entsorgt man die PLA-Verpackung im normalen Hausmüll, wird er verbrannt und nicht, wie eigentlich bezweckt, kompostiert.

Bagasse by Rausch

Bagasse by Rausch

Zuckerrohr und Palme

Im Vergleich dazu schneidet das Material Bagasse wesentlich besser ab. Es wird aus einem Nebenprodukt der Zuckerindustrie gewonnen und tilgt somit ein Abfallprodukt. Ob aus nachhaltigem Anbau oder nicht – beim Auspressen des Saftes aus dem Zuckerrohr entstehen in jedem Falle faserige Reste, die auf dem Müll landen würden, wenn man sie nicht zu Bagasse weiterverarbeiten könnte. Im Gegensatz zum festen PLA, eignet sich Bagasse jedoch nicht zur Herstellung von Besteck. Aus dem Pappe-ähnlichen Material werden vor allem Boxen und Schalen gefertigt, die sogar Mikrowellen-tauglich sind.

Von der Palme zum Teller: Nachhaltiges Geschirr mit interessanter Maserung wird aus abgefallenen Palmblättern der Betelnuss- oder Arekapalme hergestellt. Im Gegensatz zur Ölpalme würden für die beiden Pflanzen keine Regenwälder gerodet, beteuern die Hersteller von Palmblattgeschirr. Ungefähr vier bis sieben Mal im Jahr verliert etwa die Arekapalme ihre bis zu zwei Meter langen Blätter. Gepresst und verarbeitet entstehen daraus Teller, Schalen, Schüsseln und Besteck. Diese Variante ist allerdings nur solange nachhaltig, wie die Blätter von wilden Palmen stammen und nicht von Plantagen, für die Regenwälder weichen mussten. 

Verpackungsalternativen retten nicht die Welt

To-Go-Verpackungen bleiben trotzdem grundsätzlich problematisch, denn es handelt sich um Wegwerfprodukte. So umweltschonend die Herstellung auch sein mag, für die relativ kurze Lebensdauer wird in der Produktion dennoch Co² erzeugt. Dabei gibt es unterschiedliche Abstufungen: Kunststoffbeschichtete Papierbehältnisse und Kunststoff sind dabei die größten Umweltsünder, denn sie bestehen aus wertvollen Rohstoffen, deren Herstellung viel Energie verbraucht und sind nicht kompostierbar. Wer es besser machen möchte, setzt auf Alternativen wie Recycling-Karton, Bagasse oder Palmblattgeschirr. Nachhaltiger als das ist nur noch Zero Waste.